"Fotoausstellung "Carnevale a Venezia"

Die verschiedenen Jahrhunderte verschwinden ineinander. Der Carnevale ist wie früher ein Treffpunkt der Masken, der Pantomime, der Akrobaten und der fliegenden Händler. Man schlendert und flaniert – stilvoll oder prächtig – es gibt keine "Pappnasenfröhlichkeit". Mal spricht Venedig bei einem Carnevale russisch, mal französisch, mal wienerisch – der Zauber bleibt.

Nur eines sehe ich mit gemischten Gefühlen: die Masken werden immer prächtiger, teuerer, aufwändiger. Nach der einfachen, eher traditionellen Maske dreht sich fast niemand mehr um. Die überladenen "Tüllmonster" (so nennen die Rokoko-Kostüm-Träger im "Aquarium" Café Florian die Masken auf der anderen Seite der Glasscheibe) werden von 30 und mehr Fotografen gejagt und belagert. Es wird den Menschen kein Spiegel ihres Charakters mehr vorgehalten (denn das taten die alten Masken), sondern man flüchtet in die Fantasie und in Traumwelten.

Ob umgearbeitete Brautkleider oder Fantasiefigur mit Tand und Trödel behängt, ob Tüllmonster, Rokokodame oder kolorierte Zuckerwatte – sie sind keine Fremden auf dieser Bühne, sondern häufig die einzigen Farbtupfer im venezianischen Frühjahrsnebel. Arthur Schnitzler sagte:
"Es fließen ineinander Traum und Wachen, Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends. Wir wissen nichts von andern, nichts von uns. Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug"

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